In Würzburg war ich noch nie. Immer fahr ich nur dran vorbei, da dachte ich, ich fahr mal hin und schaue, was es so zu bieten hat. Sie ist mit 133.000 Einwohnern die 5-größte Stadt in Bayern, da hielt ich es für angebracht, eine Übernachtung zu investieren, um wirklich alles zu sehen. Gleich vorneweg – das wäre nicht nötig gewesen. An einem Tag ist Würzburg auch ausreichend erkundet.
Ankunft in Würzburg
Ich bin mit dem Zug nach Würzburg gefahren. Leider empfängt die Stadt den Bahnreisenden sehr ungeschickt. Der Bahnhof ist alt, und auch der Vorplatz dümpelt noch im 70-Jahre Stil vor sich hin. Da nützt es auch nichts, wenn insgesamt im Bahnhof einige Geschäfte angesiedelt worden sind. Einen tollen ersten Eindruck bekommt man nicht.
Der Bahnhof jedoch liegt sehr zentral. Die öffentlichen Verkehrsmittel kann man sich wirklich sparen, da sowohl der Main als auch die Innenstadt zu Fuß bequem erreicht werden können. Nach dem Einchecken ins Hotel machte ich mich auf, um die Gegend zu erkunden.
Mainufer Alter Kranen
Am Ufer des Mains hinabgehend, kommt man unweigerlich am „Alten Kranen“ vorbei. Ein imposantes Bauwerk von immerhin 1773. Die wirtschaftliche Nutzung des Mains war für Würzburg ein wichtiger Faktor. Durch den Betrieb über 2 Treträder konnten beide Arme gleichzeitig arbeiten und so mehr Schiffe, als mit einem einfachen Kran möglich, abgefertigt werden.
Innenstadt: Falkenhaus & Marienkapelle
Das Falkenhaus ist ein imposantes und auffälliges Gebäude. Ein großes Gebäude mit Rokoko-Fassade, verziert mit Stuck und auffallend gelb gestrichen, kann man nicht daran vorüber gehen. Heute ist darin die Touristeninformation untergebracht – man wird es sich also sicher mal näher ansehen. Es lohnt sich auch .
Direkt daneben steht die imposante Marienkapelle in rot-weiß. Der Begriff „Kapelle“ wird der Kirche nicht gerecht, sie trägt ihn aus irgendwelchen katholischen Kirchengesetzen. Aber eigentlich ist sie wirklich viel mehr als eine Kapelle. Sie steht am Rand des heutigen Marktplatzes. Die Grundsteinlegung begann bereits 1377. Der Bau zog sich über 100 Jahre hin und wurde mit dem Turmbau schließlich beendet. Die Grabmäler fränkischer Ritter und verdienter Würzburger Bürger finden sich im Inneren.
Alte Mainbrücke
Nicht weit vom Marktplatz entfernt stößt man wieder auf das Mainufer und damit unweigerlich auch auf die alte Mainbrücke. Sie führt als Fußgängerbrücke über den Main zur anderen Uferseite, von wo aus 2 Fußwege hinauf zur Festung beginnen.
Das Ganze wirkt ein wenig wie „klein Prag“. Aus der Altstadt über die schön verzierte Brücke hinüber zur Festung – nur das hier alles ein wenig kleiner geraten ist. Auf der anderen Uferseite angekommen, kann man zwischen einem Aufstieg durch die Weinberge oder der kürzeren Route über die Tellsteige wählen. Hier sind wirklich viele Treppenstufen zu bewältigen. Kinderwagen können hier nicht gut hoch transportiert werden.
Festung Marienberg
Der Anstieg zur Festung hinauf lohnt allein schon wegen des tollen Blicks auf die gesamte Stadt. Man betritt den Festungsbereich durch starke Burgmauern, die immer noch einen Eindruck von der ehemaligen Wehrhaftigkeit geben. Das Burggelände ist sehr weitläufig und man muß in der Tat einige Meter zurücklegen, bevor man von der Außenmauer endlich das Innere der Burg betreten kann.
Der wohl bekannteste Teil der Festung ist das Scherenbergertor, durch das man in den inneren Burghof gelangt.
Hier, im Innenhof, befindet sich dann auch der Gefängnisturm. Heute ist in dessen wirklich unglaublich dicken Mauern eine Tür eingelassen, so dass der Besucher bequem in den Turm hinein kann. Gefangene hatten es dazumal nicht so gut. Die wurden durch ein Loch in der hohen Decke hinuntergelassen. Ein unangenehmer Gedanke, wenn man drin steht und da hoch sieht.
Zurück geht es über den gleichen Weg, wie beim Aufstieg, da ich beim besten Willen die Ausschilderung für den Weg durch die Weinberge nicht finden konnte. Nunja, es gibt Schlimmeres. Für den ersten Tag habe ich genug gesehen.
Würzburger Residenz
Die Residenz ist Unesco Weltkulturerbe, die muß man sich ansehen, wenn man in der Stadt ist. Sie empfängt den Besucher ein wenig wie ein kleines Versailles. Über einen großzügig gestalteten Vorplatz öffnet sich der Schloßbau nach vorne.
Zwischen 1720 und 1744 wurde es bereits erbaut und zählt tatsächlich zu den bedeutendsten Schlössern in ganz Europa.
Wunderbar gestaltet, „lieblich“ fiel mir dazu als Adjektiv ein, sind die Gärten. An der südwestlichen Ecke der Residenz befindet sich die Hofkirche mit Hofgartentor, über das man in den Südgarten gelangt. Hier scheint alles mit dem Lineal ausgerichtet, die Blumen und Bäume blühten gerade – es ist zwar nicht gerade ein großer Park, aber sehr schön angelegt.
Direkt über diesen Garten zu erreichen ist der Ostgarten. Die Residenz grenzt der Länge nach an diesen Teil des Gartens. Er ist stufenförmig nach oben ansteigend angelegt, verfügt über Blumenrabatte, einen kleinen Irrgarten und natürlich darf auch der Brunnen hier nicht fehlen.
Alles in allem machte Würzburg auf mich den Eindruck eines insgesamt netten Städtchens, das aber vergeblich versucht, ein wenig mehr weltmännisch zu wirken. Ein Tag hätte für den Besuch auch gereicht, das hatte ich nicht erwartet. Die Innenstadt ist recht übersichtlich, eher kleinstädtisch, man kann recht gut „flanieren“ und ein wenig shoppen, die touristischen Ziele liegen in Laufnähe zueinander und sind gut zu erreichen. Sonderlich überzeugt hat mich persönlich in Würzburg nichts – ich hab es nun gesehen und muß nicht unbedingt noch einmal hin. Aber, das ist meine persönliche Meinung.
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